Herr Meier liest die Schlagzeile laut vor: „Misterin will Sozialmissbrauch stoppen! EU-Freizügigkeit für Südosteuropäer einschränken!“
Frau Özgül schneidet eine Zwiebel in perfekte Ringe. „Man zeigt auf die Hungrigen, während die Diebe am Buffet schlemmen.“
Vor dem Rathaus protestieren Familien mit Pappschildern: „Wir putzen eure Büros – warum nennt ihr uns Schmarotzer?“ Ein rosaroter Stadtrat ruft Megafon-beschallt: „Ordnung muss sein!“
„Ordnung? Für den Bürgermeister ist Ordnung, wenn er mit einer Hand Zwangsräumungen anordnet – und mit der anderen Millionen an pleitegehende Wohnungsgesellschaften verschenkt.“
Frau Özgül deutet auf ein Hochhaus, wo Security Möbel auf die Straße wirft. „Siehst du den Vermieter oben? Der lacht. Seine Mieter putzen für Mindestlohn sein Büro – und zahlen ihm Miete vom Bürgergeld.“
Herr Meier hebt einen zerknüllten Mietvertrag auf: „450€ Job + 200€ ‚Bearbeitungsgebühr‘ an Vermieter U.“
„Das ist die Schlange“, sagt sie. „Ein Kopf beißt die Roma-Familien. Der andere frisst Steuergelder.“ Sie klebt den Vertrag an ein rosarotes Wahlplakat: „Gerechtigkeit für alle!“
Im Jobcenter drängt sich eine Schlange. Eine Frau mit Arbeitshandschuhen flüstert: „Der Chef zahlt nur Minijob. Vom Amt muss ich ihm 100€ zurückgeben. Sonst verliere ich die Wohnung.“
„Hört ihr das?“, ruft Frau Özgül. „Das ist der ‚Missbrauch‘, den die Ministerin jagt: Eine Mutter, die 12 Stunden putzt und trotzdem betteln muss!“
Plötzlich hält ein schwarzer Dienstwagen. Der Bürgermeister steigt aus, begleitet von Journalisten. „Wir müssen den Steuerzahler entlasten!“, deklamiert er vor den Kameras.
Frau Özgül stellt ihm einen Eimer Putzlappen hin. „Fangen Sie an, Herr Bürgermeister. Die Stadtkasse ist doch leer?“ Sie hält ein Dokument hoch: „NRW-Landtag: 5% Diätenerhöhung pro Abgeordneter. Summe: 90.500€/Monat.“
Ein Reporter lacht. Der Bürgermeister erblasst.
Abends zeigt das TV die Ministerin in glattem Kostüm: „Wer Leistungen bezieht, muss Gegenleistung bringen!“
„Gegenleistung?“, faucht Frau Özgül zum Bildschirm. „Die Daimler-Vorstände kassieren Millionen – fürs Entlassen. Ist das ihre ‚Gegenleistung‘?“
Am nächsten Tag liegt vor Herrn Meiers Tür ein Karton. Drin: Rechnungen der Wohnungsgesellschaft – Millionen für „Beraterverträge“ an Bürgermeister-nahe Firmen.
„Woher?“, fragt er.
Frau Özgül zuckt die Achseln. „Die Wahrheit ist wie Zwiebeln. Schält man eine Schicht, tränen die Mächtigen.“
Sie kleben die Papiere ans Rathaus. Darunter schreiben sie mit Kreide:
„SOZIALSCHMAROTZER-INDEX:
– Zwangsgeräumte Familie M.: 0€
– Pleite-Wohnungsbauges.-Chef: 160.000.000€*
– OB Link: + 5% Diät
Rechnen Sie selbst!“
Ein Polizist will löschen. Da treten Roma-Frauen vor die Kreidezahlen. Schweigend.
„Na los“, sagt Frau Özgül. „Wischen Sie. Aber die Summen stehen inzwischen in jeder Kneipe.“
Als Regen fällt, laufen die Kreidezahlen nicht davon. Sie sickern in den Asphalt – rostrote Flecken auf dem Weg zur Ministeriumslimousine.
„Warum tun sie das?“, fragt Herr Meier.
„Weil es einfach ist“, antwortet sie. „Eine Roma-Oma anzuschreien, braucht Mut. Einem Konzern in den Arsch zu kriechen – nur ein teures Kissen.“
Sie pflückt eine Zwiebelblüte, steckt sie an Ministerins Plakat.
„Frau Ministerin: Ihr Vater schuftete im Duisburger Stahlwerk. Würde er heute für Sie putzen?“
Irgendwo klirrt eine Scheibe. Ein Stein? Nein – nur ein teurer Champagnerkelch, geleert in einem Bonner Ministerium.